Heidrun Bluhm im Gespräch mit dpa - LINKE beklagt weiterhin hohe Zahl von Wohngeldempfängern in MV

Wer zu wenig verdient, dem greift der Staat unter die Arme, mit Wohngeld etwa. Den Mietzuschuss erhalten in Mecklenburg-Vorpommern gut 34 000 und damit vier Prozent aller Haushalte. Bundesweit die höchste Quote. Die Linke macht die Wirtschaft dafür verantwortlich.

Schwerin (dpa/mv) - Die weiterhin hohe Zahl von Wohngeldempfängern in Mecklenburg-Vorpommern ist nach Ansicht der Linken Ausdruck der unverändert prekären Einkommenslage im Land. "Viele dieser Menschen gehen tagtäglich arbeiten. Acht Stunden lang. Und trotzdem reicht das Geld nicht, um die Miete zu zahlen. Da stimmt etwas am Lohngefüge nicht", beklagte die Linke-Landeschefin und Bundestagsabgeordnete Heidrun Bluhm im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. In keinem anderen Bundesland sei der Anteil der Wohngeldempfänger so groß wie in Mecklenburg-Vorpommern. Mit 4 Prozent habe er im Vorjahr mehr als doppelt so hoch gelegen wie der Bundesdurchschnitt (1,9 Prozent) sagte die Politikerin unter Hinweis auf jüngste Daten des Statistischen Bundesamtes. Danach war die Zahl der Wohngeldbezieher bundesweit um zehn Prozent gesunken. In Mecklenburg-Vorpommern ging die Zahl im Vergleich zu 2011 um 12,7 Prozent auf 34 047 Haushalte zurück. Dennoch besteht für Bluhm kein Grund zur Entwarnung. "Man muss sich nicht mit Bayern vergleichen, wo die Quote mit 1,2 Prozent am niedrigsten ist. In anderen Ostländern wie Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind es 2,6 Prozent der Haushalte und damit auch wesentlich weniger", nannte sie als Vergleich. Das Wohngeld beträgt durchschnittlich 114 Euro im Monat. Einen Hauptgrund für die deutlichen Unterschiede sieht Bluhm im Lohngefälle. Das Einkommen im Nordosten erreiche nur etwa 80 Prozent des Bundesdurchschnitts. "Sicher hat das einen Grund in der eher kleinteiligen Wirtschaftsstruktur. Aber eine ganze Reihe von Unternehmern, oft mit Niederlassungen im Land, sind nicht bereit, ihre Belegschaften an den Erlösen angemessen zu beteiligen", richtete Bluhm Kritik an die Arbeitgeber. Die Gewerkschaften hätten errechnet, dass 40 Prozent aller Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern weniger als 1800 Euro brutto erhielten und damit Niedriglöhne. Häufig seien diese Menschen in der Gastronomie oder im Handel beschäftigt. "Wer arbeitet, muss von seinem Einkommen auch leben können. Es ist schon ein Skandal, dass Unternehmen dem Staat und damit den Steuerzahlern zumuten, dauerhaft die Lohnkosten zu subventionieren", sagte Bluhm. Sie untermauerte damit die Forderung ihrer Partei nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro die Stunde. Gespräch: Frank Pfaff, dpa